Neurokompetenz

Bundesweites Netzwerk – Beratung für Menschen mit erworbener Hirnschädigung

Das Bundesweite Netzwerk – Beratung für Menschen mit erworbener Hirnschädigung (BNB-MeH) steht als Zusammenschluss spezialisierter Angebote für neurokompetente Beratung und Unterstützung. Die „Neurokompetenz“ der Beratenden macht die Beratungsstellen zu einem professionellen und spezialisierten Angebot für die Ratsuchenden in der vielfältigen Beratungslandschaft.

Um den speziellen Bedarfen unserer anfragenden Personen Rechnung tragen zu können, haben wir Leitlinien
für eine spezialisierte Beratung erarbeitet:

Diese stehen für einen neurokompetenten Umgang im Rahmen der Beratung und Unterstützung der ratsuchenden Personen. Durch die Leitlinien wollen wir erreichen, dass spezialisierte Beratungsangebote für „Menschen mit erworbener Hirnschädigung“ ein einheitliches Kompetenzprofil leben und beherzigen.

Nur so kann eine zielführende und kompetente Beratung im Sinne der ratsuchenden Person erreicht werden.

Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff „Neurokompetenz“?

1. Was ist „Neurokompetenz“?

Als BNB MeH haben wir eine erste Antwort auf diese Frage gesucht und folgenden Definitionsentwurf erstellt:

„Neurokompetenz ist Wissen, Handeln, und Haltung in Bezug auf den neurologisch verletzten Menschen. Dies erfolgt unter Berücksichtigung der sichtbaren und unsichtbaren Auswirkungen und der gleichzeitigen Annahme, dass der Mensch mehr als seine Krankheit ist.“

Um die Frage endgültig beantworten zu können, möchten wir uns mit den Personen austauschen, die „ExpertInnen in eigener Sache“ sind:

Menschen mit Schädelhirnverletzungen bzw. neurologischen Erkrankungen und deren Angehörige.

Dazu kündigen wir an dieser Stelle gerne unseren Workshop im Rahmen des 14. Nachsorgekongresses an:

Workshop / Diskussionsforum V – „Definition von Neurokompetenz aus Beratungssicht“

Bundesweites Netzwerk – Beratung für Menschen mit erworbener Hirnschädigung

weitere Informationen und Möglichkeit zur Anmeldung unter:

www.nachsorgekongress.de

1. Warum ist dem BNB-MeH eine Definition des Begriffs wichtig?

Im Rahmen des neurologischen Rehabilitationsprozesses sind die unterschiedlichsten Berufsgruppen beteiligt. Die Beratung findet daher in einem interdisziplinären Kontext statt, in dem wir uns als BNB-MeH fachlich positionieren möchten.

Zudem besteht für Berater*innen zurzeit kein einschlägiges Aus- oder Fortbildungsangebot im neurologischen Bereich. Sozial- oder Rehabilitationspädagog*innen sind darauf angewiesen, sich selbst in die komplexe Thematik der erworbenen Hirnschädigungen einzuarbeiten und sich ihr Wissen schrittweise anzueignen. Als BNB-MeH möchten wir eine Basis für Empfehlungen zu Fort- und Ausbildungsangeboten schaffen.

Abschließend ist die Begriffsdefinition für uns von Bedeutung, um „neurokompetent“ sein zu können. Wir möchten in und für unser Netzwerk Standards entwickeln, um bundesweit einheitlich nach diesen zu arbeiten und den Professionalisierungsprozess der Beratung – insbesondere im neurologischen Bereich – zu fördern.

2. Bedarf es einer einheitlichen Definition des Begriffs?!

Auch dieser Frage möchten wir gerne mit Ihnen im Rahmen unseres Workshops nachgehen. Die gemeinsam entworfene Definition werden wir im Anschluss an den Workshop an dieser Stelle veröffentlichen.

Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung und einen inspirierenden, „neurokompetenten“ Austausch mit Ihnen!

Autorinnen: Dr. phil. Jana Bolz / Ute Helmstedt / Claudia Kleindorfer / Amrei Neißner / Beate Stahl / Julia Tiwi -Feix / (2020)

Nachgang des 14. NSK 2022 am 28.04.2022

Workshop / Diskussionsforum V – „Neurokompetenz in der Beratung“

 Am 28.04.2022 war es endlich soweit und der bereits im Jahre 2020 angekündigte 14.NSK mit seinen Workshop´s konnte stattfinden.

Heute möchten wir über die Ergebnisse berichten:

Aber zuerst einmal ein kurzer Rückblick.

Wie kam es zu diesem Workshop Thema? Das Bundesweite Netzwerk – Beratung für Menschen mit erworbener Hirnschädigung (BNB – MeH) ist ein Zusammenschluss spezialisierter, unabhängiger Beratungsstellen. Die „Neurokompetenz“ der Beraterinnen und Berater bildet die Grundlage für ein professionelles und spezialisiertes Angebot in der vielfältigen Beratungslandschaft. Nur so kann eine umfassende, zielführende und kompetente Beratung (im Sinne der ratsuchenden Person) erreicht werden.

Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff „Neurokompetenz“?

Als BNB MeH haben wir eine Antwort auf diese Frage gesucht, vor allem was dies in der Beratung bedeutet. Im Rahmen des neurologischen Reha Prozesses sind die unterschiedlichsten Berufsgruppen beteiligt. Die Beratung findet daher in einem interdisziplinären Kontext statt, in dem wir uns als BNB-MeH fachlich positionieren möchten. Wir fanden keine geeignete Definition von Neurokompetenz bei unserer Recherche. Daraufhin haben wir im Netzwerk einen Definitionsentwurf erarbeitet:

Neurokompetenz ist Wissen, Handeln und Haltung in Bezug auf den neurologisch verletzten Menschen. Dies erfolgt unter Berücksichtigung der sichtbaren und unsichtbaren Auswirkungen und der gleichzeitigen Annahme, dass der Mensch mehr als seine Krankheit ist.“ (BNB 2020)

Um diese Frage allgemeingültig beantworten zu können, war es unser Anliegen, uns dazu mit Personen auszutauschen, die „Expert*innen in eigener Sache“ sind: Menschen mit Schädelhirnverletzungen bzw. neurologischen Erkrankungen und deren Angehörige. So ergab sich daraus die Idee, einen Workshop beim Nachsorgekongress dazu anzubieten. Ebenso interessierte uns auch der interdisziplinäre Austausch mit Personen, die beruflich mit Menschen nach einer Hirnschädigung zu tun haben. Zusätzlich wollten wir grundsätzlich über die Frage diskutieren, ob es einer einheitlichen Definition des Begriffs bedarf.

Der Workshop: Nach einem einführenden Impuls diskutierten die 21 Teilnehmenden in 3 Gruppen zu den Oberbegriffen unserer Definition: „Haltung“, „Handeln“ und „Wissen“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich lebhaft und engagiert an der Auseinandersetzung mit dem Begriff „Neurokompetenz“. Am Ende des Workshops brachten einige der Teilnehmenden den Vorschlag ein,

dass man die Definition um ein gemeinsames Verständnis darüber, was Neurokompetenz in der Beratung beinhalten müsse, ergänzen solle. Wichtig war den Teilnehmenden dabei festzuhalten, dass das Fachwissen immer im Prozess ist, da es sich ständig erweitert. Ebenso wichtig war Ihnen auch, dass man Neurokompetenz erst dann gewinne, wenn man über einen „Erfahrungsschatz“ verfüge, entweder aus eigener Betroffenheit oder auch langjähriger gemeinsamer Arbeit mit dem Personenkreis.

In der Nachbesprechung im BNB ergibt sich nun folgende Definition zum Thema „Neurokompetenz in der Beratung“ :  „Neurokompetenz ist Wissen, Handeln und Haltung in Bezug auf den neurologisch verletzten Menschen. Dies erfolgt unter Berücksichtigung der sichtbaren und unsichtbaren Auswirkungen und der gleichzeitigen Annahme, dass der Mensch mehr als seine Krankheit ist.“ (BNB 2020) Um neurokompetent beraten zu können, braucht  es (Fach-) Wissen, Beratungskompetenz und Erfahrung mit der Zielgruppe (MeH). (Ergebnis des NSK 2022)

Die AG des Beratungsnetzwerks BNB, welche diesen Workshop gestaltet hat, freut sich über das Ergebnis.

Autorinnen: Claudia Kleindörfer, Sina Schreiner, Gabriele Stamm, Julia Tiwi-Feix, (2022)